Die Entwicklung Lehes ältester Straße „Lange Straße“
3 Fragen an Stephan Schulze-Aissen, Sprecher der Interessengemeinschaft „Lange Straße“
Was zeichnet die Lange Straße mit seiner Geschichte aus und welche Veränderungen hat es über die Jahre gegeben?
Im ältesten Stadtteil Bremerhavens, in Lehe, ist auch die älteste Straße, die Lange Straße. Mit der Gründung des Fleckens begann hier Handel, Kommunikation und Dienstleistung. Warum wurde der Handel damals hier angesiedelt? Die Lange Straße liegt auf dem Leher Sandrücken, etwa 12,50 Meter ü. NN. Daher konnte hier bereits gesiedelt und gebaut werden, ohne dass man befürchten musste, von der Weser bzw. der Nordsee überrascht zu werden. So wurde dann über die vielen Jahre, insbesondere in der Zeit ab 1850 die Lange Straße zum Hauptdreh- und Angelpunkt in Lehe, aber auch ein Stück Bremerhavens wurde durch die Verbindung der Hafenstraße zum Hafen entwickelt. Es gab weitere Ansiedlungen und die Lange Straße war eigentlich der Hauptbereich mit vielen Geschäften, Anbietern, Kaufleuten und Manufakturen für besondere Nachfragen aus dem Bereich der Schifffahrt und des Schiffbaus.
Im Laufe der Zeit, ab der 1940er und 50er Jahre, wuchs natürlich Bremerhaven zu dieser Stadt Bremerhaven und Handel und Dienstleistungen verlagerten sich auch in verschiedene andere Bereiche. Es sind nach wie vor Kaufleute in der Langen Straße ansässig, die in ihrem Spezialthema besondere Dinge anbieten. Damit kann man ein bisschen sagen, die Lange Straße ist die Straße der Spezialisten und in dem Zusammenschluss der Interessengemeinschaft der Langen Straße wird genau dieses Spezialistentum gelebt.
Die Lange Straße repräsentiert Fachkompetenz auf kleinem Raum mit unterschiedlichen Anbietern. Wir haben hier eine der ältesten Apotheken Norddeutschlands, aber definitiv im Bundesland Bremen, die Alte Privilegierte Apotheke. Auch die Firma Betten Aissen ist mittlerweile 129 Jahre alt/jung und bietet nach wie vor Produkte im Bereich gesundes Liegen an. Für die Alte Apotheke gilt, dass sie hochgradig spezialisiert ist auf Medikamente, die selbst auch angefertigt werden unter dem Stichwort Homöopathie. Im Bereich Betten Aissen ist das wirtschaftliche Einzugsgebiet etwa 200 km, d.h., es kommen Kunden aus Hamburg, Hannover, Münster, um sich hier beraten und informieren zu lassen. Wie geht besserer Schlaf, wenn man nicht gut liegt? Das gilt auch für das Kollegenhaus Börges, Haus für Gesundes Sitzen, die sich darauf spezialisiert haben, was muss man richtig tun kann, um gut und gesund zu sitzen und welche Stühle und Produkte dazu notwendig sind.
In Bremerhaven-Lehe sollen in Ergänzung zu städtebaulichen Investitionen arbeitsmarktpolitische und Stabilisierungsmaßnahmen für die lokale Ökonomie durchgeführt werden. Inwieweit kann das für die Lange Straße interessant sein, in der sich langjährig etablierte Geschäfte befinden?
Bei uns in der Langen Straße sind viele Spezialisten, die ihre Produkte auch weit über die Stadtgrenzen Bremerhavens anbieten und ihre Kompetenzen kommunizieren. Dazu ist einmal im Bereich Marketing ein erheblicher Aufwand notwendig und Unterstützungsmaßnahmen sind immer hilfreich, um Kompetenz, die hier vorhanden ist, kommunizieren zu können. Beispielsweise wird eine Gesundheits- und Informationswoche seit über 26 Jahren durchgeführt. Die Kommunikation über die Stadtgrenzen hinaus ist überaus teuer. Da wäre Unterstützung in erheblichem Maße hilfreich. Das Gleiche gilt für eine kompetente Begleitung. Denn die Manpower, die geleistet werden muss, um diese Maßnahmen durchzuführen, sind erheblich und die angesiedelten Unternehmen, die Unternehmerinnen und Unternehmer haben immer weniger Zeit, und Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Wenn das Ehrenamt aber gehalten werden soll, sind wir sehr dankbar für begleitende Unterstützung, d.h. durchaus auch über Know-how, z.B. bei der Erstellung von Flyern über Kommunikationswege, wie Social Media. Das macht zwar bereits jedes einzelne Unternehmen, aber die Bündelung und Professionalisierung wäre sehr hilfreich, um aufrecht zu erhalten, was bisher eben da ist.
Die Lange Straße hat eine Tradition mit Veranstaltungen. Wie blicken Sie in die Zukunft und gibt es neuerliche Planungen?
Ja, es hat sich in der Langen Straße gezeigt, dass hier die Spezialisten für unterschiedliche Fachbereiche ansässig sind. Wir führen seit über 26 Jahren eine besondere Veranstaltung durch, die sogenannte Gesundheits- und Informationswoche, um Verbrauchern, potenziellen Kunden und interessierten Menschen die Möglichkeit zu geben, zu speziellen Themen und Fragestellungen niederschwellig kompetente Fachleute ansprechen zu können. Das sind z.B. Ärzte, Physiotherapeuten, besondere Berater im Themenbereich „wie muss man liegen, wenn man später gebrechlich oder bettlägerig ist“. Themen, die hochinteressant sind, und sehr stark nachgefragt werden.
Häufig hat der Verbraucher keine niederschwellige Möglichkeit, um Antworten konkret zu finden. Dies ist möglich im Rahmen der mittlerweile in diesem Jahr 2024 im Oktober stattfindenden 54. Gesundheits- und Informationswoche. Es werden auch wieder etwa 500 Besucherinnen und Besucher zu den Vorträgen oder Individualgesprächen in den einzelnen Geschäften oder den Dienstleistern erwartet. Beispielsweise kann man erfahren, was Akkupunktur ist und ob es mir bei meinen Problemen helfen kann und wie steht es ganz konkret um meinem Blutdruck. Oder der Themenbereich „ich kann nicht mehr richtig liegen“. Liegt es nun am Bett oder liegt es an ganz anderen Dingen? Wenn dann Mediziner, Fachleute darüber informieren können, ist das sehr hilfreich. Gleichzeitig gibt es ganz konkrete Tipps, um Probleme zu verbessern. Und wenn dann Übungen gezeigt werden, wie man mit fünf ganz einfachen Bewegungen den Bereich der Nacken- und Halsmuskulatur stärken kann, ohne sich zu längeren Kursen anmelden zu müssen, sondern das im Rahmen einer ein- oder anderthalbstündigen Veranstaltung gemeinsam erlernen kann, macht das Spaß, Freude und es kostet nichts. Das ist immer wieder für die Verbraucherinnen und Verbraucher interessant und spannend. Es zeigt aber auch, dass wir hier in der Langen Straße diese Kompetenz haben, um das auch leisten zu können. Das macht Freude und Spaß und sind die Dinge, die wir auch weiter den Menschen anbieten werden.